Getunte Autos im Visier: Was Polizei-Kontrollen von Autoposern ergeben | Vorsicht Verbrechen SWR

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Published 2020-10-25
Oft ein Ärgernis – und auch eine Gefahr: Sogenannte Autoposer mit ihren getunten Fahrzeugen. Wir haben die Polizei Heilbronn bei einer großangelegten Kontrolle der Szene begleitet.

Dieses Video ist eine Auskopplung aus der Sendung "Vorsicht Verbrechen" vom 6. Oktober 2020, die komplette Sendung steht in der ARD-Meditahek zur Verfügung unter:
www.ardmediathek.de/swr/video/vorsicht-verbrechen/…

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Großeinsatz der Polizei Heilbronn. Im Visier: Autoposer mit ihren getunten und meist viel zu lauten Fahrzeugen. Sieben Polizeistreifen patroullieren in der Stadt. Emilio Brunetti und seine Kollegen gehören zu einer Fachgruppe, die auf Autotuning spezialisiert ist.

Eine Facebook-Gruppe namens "Autoposer": Zur Szene gehören allein in Heilbronn rund 250 Personen. Wegen der Coronakrise ist sie gerade besonders aktiv, da die Straßen weniger befahren sind und viele mehr Zeit zum Autoschrauben haben.

Polizeihauptkommissar Emilio Brunetti:
„Das ist aber die Zielgruppe, die wir suchen – die Autoposer. Bei denen wir natürlich auch für Verständnis appellieren und um Einsehen ringen. Aber offensichtlich, was ich jetzt mitbekommen habe, ist es da mit Einsehen sehr schwierig.“

Autoposer sind meist junge Männer zwischen 18 und 30 Jahren. Ihre Autos sehen nicht nur schnell aus - sie werden oft auch zu schnell gefahren. Bei den Autoposern geht es laut Polizei immer um Selbstdarstellung und Aufmerksamkeit. Unter ihnen sind auch oft Raser, die sich illegale Autorennen liefern. Erst vor kurzem gab es einen schweren Unfall ganz in der Nähe von Heilbronn, bei dem ein junger Motorradfahrer ums Leben kam.

Polizeihauptkommissar Emilio Brunetti:
„Da besteht der Verdacht, dass das Ganze Ausfluss aus einem illegalen Rennen ist. Es gab Zeugen in diesem Zusammenhang, die gesehen haben, dass er sich kurz zuvor mit einem Golf GTI duelliert hat. Ich find das absoluter Wahnsinn, weil Sie müssen sich vorstellen, die Leute, die da außen rum sind, die rechnen ja nicht damit, dass ihnen in der Stadt einer mit 100 entgegen kommt. Womöglich noch im Überholen. Also damit rechnet niemand.“

Nach Sonnenuntergang verstärkt die Polizei die Kontrollen. Uwe Engelhardt ist auf Abgase und manipulierte Katalysatoren spezialisiert. Einen schwarzen BMW haben die mobilen Streifen wegen seines lauten Motors und der Tieferlegung rausgewunken. Sie lotsen den Wagen zur stationären Kontrollstelle. Uwe Engelhardt misst die Lautstärke des Wagens. Dazu verwendet er ein Dezibel-Messgerät, das genau in 50 Zentimetern Abstand zum Auspuff gehalten wird.

Polizeihauptkommissar Emilio Brunetti:
„Also das ist jetzt quasi so diese typische Poser-Veränderung. Wenn er Gas gibt, geht’s eigentlich von der Lautstärke, aber spätestens, wenn er vom Gas geht, wirds Fahrzeug richtig laut. Dann schlägt das so ab, dann poppt das so und genau das möchte man. Und der Kollege hat den Eindruck, er ist hier unsere Fachkraft für Auspuff und Katalysatoren, dass das Fahrzeug riecht. Also sprich, dass die CO-Werte nicht stimmen.“

Emilio Brunetti vermutet, dass der Katalysator ausgebaut wurde, um mehr Lärm zu erzeugen. Und dann finden die Beamten noch ein Federungssystem, mit dem der Fahrer per Knopfrduck die Karosserie nach unten fahren kann, bis die Reifen darin verschwinden.
In der Poser-Szene gilt: je tiefer gelegt, desto besser.

Polizeihauptkommissar Emilio Brunetti:
„Hier ist es so, wenn er den Kompressor, also die Manometer ganz auf null stellt, dann geht das Fahrzeug so weit runter, dass es in der Innenverkleidung sitzt und das ist nicht zulässig.“

Neben den Kosten für den TÜV muss der junge Fahrer rund 150 Euro Bußgeld zahlen und kassiert einen Punkt in Flensburg.

Polizeihauptkommissar Emilio Brunetti:
„Nachdem wir jetzt heute erfolgreich kontrolliert haben, 28 Fahrzeuge, die wir in der Kontrollstelle hatten. Auch einiges an Anzeigen hatten, drei Fahrzeuge mussten wir sicherstellen, können wir die Kontrolle von heute als Erfolg bezeichnen. Wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Wir sind auch damit zufrieden, dass einige Fahrzeuge, die wir kontrolliert haben, in Ordnung waren, so dass es keinerlei Beanstandungen gab, was für die Moral der Fahrzeugführer spricht."

Die Polizei Heilbronn hatte diesen Einsatz über drei Monate lang unter strengster Geheimhaltung geplant. Die Beamten hoffen, dass nach dieser Aktion, zumindest einige der Autoposer in Zukunft vernünftiger sind.

 Bildquelle: Colourbox
#Autoposer #illegaleAutorennen #Polizeikontrolle

All Comments (21)
  • @G0df4ther1911
    Wie lächerlich ist bitte der Name „Autoposer“ Glaube der Gruppe beizutreten wäre mir aufgrund des Namens schon zu blöd
  • „Und wenn wir 10.000€ zahlen müssen“. Herrlich und typisch, nichts in der Birne aber Hauptsache einen billig aufgeprotzten alten BMW🤣
  • @philippwe.3553
    Der wichtigste Satz des Beamten: ,,einige Fahrzeuge waren in Ordnung, sodass es keine Beanstandungen gab.'' Defacto ist es nämlich so, dass die meisten Tuner ihre Fahrzeuge gewissenhaft und legal, manchmal auch am Rand des Erlaubten, umbauen. Ein paar dieser kontrollierten Fahrzeuge hätte man zeigen können um dem Zuschauer ein vollständiges Bild der Szene zu präsentieren.
  • @carstenk9615
    Der Fahrer des 3 BMW's entspricht so wunderbar dem Klischee.
  • @DobermannJeff
    Meine bremsen stauben sehr arg ich weiß nicht warum 🤣🤣🤣 vermutlich weil er immer nach dem Sprint an der Ampel stark in die Eisen gehen muss 🤣🤣🤣
  • @BcooL1985
    Bei 0:16 : Wer hat auch verstanden: "Die Streife eskortiert ihn zum fisten an den Kontrollpunkt."? 😉
  • @lfox9306
    Ich hätte mir gewünscht das der Beitrag eine Kontrolle von einem Fahrzeug zeigt das komplett in Ordnung ist. Nicht jeder Tuner ist ein Raser oder Poser. Hier wird leider alles über ein Kamm geschert. Man kann auch mit einem serienmäßigen AMG, Audi R8, Lamborghini.... o.ä. Sportmodell posen. Das hat aber mit Tuning/Fahrzeugveredelung nichts zu tun. Aber ein Lob an die gezeigten Polizisten in dem Beitrag. Diese haben einen sehr korrekten Eindruck gemacht.
  • @Manu_530
    Für so was müssen die 3 Monate planen. 🤣
  • Die BMW-Gurke von der Jogginghose ohne Kats???? Kiste gleich stilllegen, Pappe weg und zur MPU schicken. Zum kotzen, dass diese ganzen Poser-Spinner die Tuning-Szene in Verruf bringen. Gibt genügend, die ihre Auto einfach nur schön machen und dann aber nicht auf dicke Hose machen.
  • @movario
    "Hat den Einsatz drei Monate unter strengster Geheimhaltung geplant". Wenn man doch nur für echte Verbrechen die gleichen Mittel aufwenden würde.
  • Finde es schade, dass die Tuning Scene von solchen Menschen in den Dreck gezogen wird.😤 Es gibt viele Tuner, die ihre Fahrzeuge tunen, nicht um schnell zu fahren, sondern um langsam zu cruisen. Wenn das so weiter geht, ist bald gar nichts mehr erlaubt😪😔 das ist eine Schande für die Tuning Scene
  • @psdl1337
    Diese Abarth Kisten fahren auch bei uns rum und hören sich ALLE so an. Ich war ja auch mal jung - aber in so eine Karre hätte ich mich nicht reingesetzt. 🤣🤣🤣 Das ist doch kein Posen, wenn man in so ner Handtasche ankommt. Vor allem sind das ja keine Motorgeräusche - die ganzen Golfs hören sich alle exakt gleich an und produzieren immer an den selben Stellen im Drehmomentverlauf dieselben Töne. Und das soll cool sein - das ist peinlich. Gekauftes Spielzeug - nichts selbst gemacht.
  • @bangbangdodo
    Lol, geil. Drei Monate planen und eine Nacht kontrollieren. Da werden sich jetzt alle freuen, die die nächsten anderthalb Jahre Ruhe haben, bis mal wieder kontrolliert wird oder wie soll das laufen?
  • @emanuelh5393
    Der eine ältere Polizist hat richtig Ahnung und kann sogar den ausgebauten Kat riechen. Top Leistung 👌
  • Ich finde, dass die Polizisten sehr korrekt waren und das die hier gezeigten tuner der Grund sind warum wir vernünftigen Tuner so einen schlechten Ruf haben. Vorallem der Herr mit dem e46 Cabrio ist echt glimpflich davon gekommen und führt sich dann so auf. Wer es nicht ordentlich macht hat es nicht anders verdient. Die Fahrer von tuning Fahrzeugen ohne Eintragungen machen es denn vernünftigen und TÜV konformen Tunern nämlich schwer. Macht eure Eintragungen! Es ist es wert und es gibt ein Gefühl von Sicherheit wenn der TÜV euren Anbau geprüft hat! Sehr schön fand ich noch die Anmerkung zum Schluss über die vielen konformen Autos!
  • @shaclo1512
    nichts gegen laute Autos aber KAT rausbauen geht garnicht, solchen Leuten gehört der Lappen abgenommen.
  • Die Bußgelder sind ja n Witz. Und das für absolut vorsätzliche Taten.
  • @Gamer433
    Bei dem, was die Karren kosten und wie viel die ins Tuning und optischen Verbesserungen stecken, sind die Geldstrafen VIEL zu gering. Schreckt doch keinen ab.