Kaufen als Droge – wenn Shopping krank macht | Doku

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Published 2023-09-11
#Shopping #mdrinvestigativ #doku

Jagd auf Angebote und Schnäppchen online oder im Handel vor Ort machen, stundenlang Produkte auf dem Markt recherchieren, sich glücklich kaufen: Für viele Menschen bedeutet der Einkauf den Kick. Einige verlieren dabei die Kontrolle über sich selbst, und entwickeln eine Sucht nach Shopping. Derzeit gelten rund 5 % der Menschen in Deutschland als kaufsüchtig. Das sind rund 4 Millionen Deutsche jeden Alters, Frauen und Männer. Gekauft wird alles: Kleidung, Elektronik, Reisen, Dienstleistungen. Durch Onlineshopping hat sich die Situation noch verschlimmert. Ob bei Tag oder Nacht – rund um die Uhr kann man Geld ausgeben. Dabei kann man sich Euro für Euro in die Krise shoppen.

Die Krankheit kann schwere Folgen für die Betroffenen haben. Das zwanghafte Kaufen stürzt sie in die Krise – das Geld wird knapp, sie gehen bankrott, häufen Schulden an, Familien gehen dabei kaputt. Auch psychisch droht der Ruin. Kaufsüchtige Menschen können Depressionen entwickeln, die im schlimmsten Fall zum Suizid führen. Kaufsüchtigen gelingt es oft, ihre Sucht nach Konsum vor ihrem Umfeld - Familie, Freunden oder in der Arbeit – lange geheim zu halten, aus Angst vor Stigmatisierung und Ablehnung.

Wenn sich die Betroffenen ihrer Kaufsucht bewusst werden, und sich Hilfe beim Arzt suchen wollen, dann folgt das nächste Dilemma. Denn es gibt viel zu wenige Selbsthilfegruppen, kaum Plätze für Therapie, in Kliniken und bei Spezialisten. In Deutschland ist das besonders im Osten ein Problem.
Anders als bei der Sucht nach Alkohol oder Drogen ist zwanghaftes Kaufen in der Medizin lange nicht als Krankheit anerkannt gewesen. Erst 2021 haben Experten aus 35 Ländern diagnostische Kriterien entwickelt und die WHO hat Kaufsucht in ihren Klassifizierungskatalog aufgenommen. Damit ist es möglich, Kaufsucht als Krankheit zu diagnostizieren und die Kosten, etwa für Verhaltenstherapie, bei den Krankenkassen abzurechnen.

Für diese Doku ist es exakt-Reporterin Nanina Bauer gelungen, Betroffenen zu finden, die offen über ihr kritisches Kaufverhalten sprechen. Wir erfahren, welche Probleme durch das krankhafte Kaufen drohen können: Depression, Kündigung, Privat-Insolvenz.  Außerdem haben wir politisch Verantwortliche zu dem Problem befragt und uns in einer Klinik über Lösungswege der Psychologie aus der Sucht informiert.
Was tun, wenn Shopping krank macht?

Ein Film von Nanina Bauer.

Kapitelmarken:
00:00 Intro
01:45 Junge Mutter kauft exzessiv Bücher im Internet
03:46 Nächtelang vor dem Computer: Familienvater berichtet über seinen Kaufzwang
05:38 Psychologin erklärt: Kaufsucht verlagert sich in Richtung Onlineshopping
08:05 Was passiert bei Kaufsüchtigen im Gehirn?
12:14 Ursachensuche für Kaufsucht bei den Betroffenen
14:54 Therapie im Osten finden: Ein Dilemma
17:31 Politik sieht keinen Handlungsbedarf
19:54 Warum müssen Betroffene immer wieder Kaufen?
22:50 Therapieangebote im Klinikum Nürnberg
28:27 Anerkennung der Kaufsucht als Krankheit
29:33 Fazit

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Danke im Voraus!

www.mdr.de/investigativ/index.html

All Comments (21)
  • Tipp für alle, die gerne online Shopping machen. Packt ruhig euren Korb voll, aber bestellt nicht sofort. Erst nach Wochen eine Frist setzen und überlegt dann, ob ihr es wirklich braucht. Auch wenn das schon zur Kaufsucht gehört, besser als alles sofort zu kaufen. Je länger man wartet, desto weniger kauft man am Ende.
  • @L0v0lup
    "Ich selbst mache mich dafür nicht verantwortlich" - Deshalb werden sich diese Leute auch nie ändern. Es fehlt schon am grundsätzlichen Verständnis. Es ist immer jeder und alles andere Schuld.
  • @exoplanetling
    Wir kaufen Dinge die wir nicht brauchen, von Geld das wir nicht haben, um Menschen zu beeindrucken die wir nicht mögen." - Tyler Durden
  • @11viewer77
    Ich bin auch kaufsüchtig, wenn auch nicht in einem so extremen Ausmaß wie einige Personen in dieser Reportage. Ich kenne es auch gut Dinge zu kaufen die man dann überhaupt nicht benutzt. Der Kick ist das Kaufen selber und nicht der Artikel. Man versucht vergeblich eine innere Leere zu füllen.
  • @martinamerkel9968
    "Wer viel kauft, wird bewundert und erhält Anerkennung" Das ist nicht zwangsläufig so, ich bin Minimalist und habe mich daran so gewöhnt, dass mir übermäßiger Konsum oft als abstoßend erscheint. Persönlich habe ich durch Konsumverzicht mehr Geld, Zeit und Sicherheit (keine Sorge über steigende Preise). Und auch mehr Ästhetik, weil wenige, aber hochwertige Produkte (oft Erbstücke oder Second Hand, auch hier wird "Neukonsum" verweigert). Ich fühle mich wohl so und halte diesen Lebensstil für zukunftsweisend, da wir uns eine immer weiter wachsende Wirtschaft nicht leisten können. Bin gespannt, ob sich dieser Lebensstil durchsetzt :-)
  • @lauranetten8591
    Die Reportage ist super, nach meiner Meinung wird die Kaufsucht auch gezielt angeheizt auf Grund von Luxus Youtubern die anscheinend immer kaufen ohne das es an Geld mangelt. Was natürlich Utopie ist nicht jeder hat so viele Geld das es keine Folgen hätte .
  • @pastellpink4939
    Ich kann mir vorstellen, dass mehr als 5% betroffen sind. Es muss ja nicht jeder die selbe Intensität der Sucht haben.
  • @asnierkishcowboy
    Das "Shoppen aus Langweile"-Syndrom gibts ja schon seit Jahrzehnten. Der Übergang zur Kaufsucht ist wohl fließend. Die Werbung ist ab den 90/00ern immer irrer und penetranter geworden. Und jetzt sei 10-15 Jahren hat man Shopping-Influencer. Diese wirken leider schon auf Kinder ein. Ich war mal vor 10 Jahren in Frankfurt auf der Zeil als da der Primark gerade eröffnet hatte. Also ich bin rein. Das Ding voller 13 jähriger Mädchen mit locker 3,4 Tüten gestopft voll bis zum Anschlag. Und genau das hatte doch diese Bibi-Beauty-Tussie gemacht. Natürlich 3 mal die Woche. Da verschieben sich einfach die Relationen, denn früher bei mir in die Stadt zu fahren etwas besonderes. Und etwas kaufen also das musste vorher geplant und am besten angemeldet sein.
  • @2rato
    Ich hab irgendwie das Gegenteil durch Erziehung. Geld ausgeben fühlt sich für mich immer schlecht an. Und wenn ich mir was größeres kaufe, bin ich oft Tage und gerne auch mal Wochen angespannt und kann es erst lange nach dem Kauf so richtig genießen und akzeptieren.
  • @Rauschuppenviper
    Super Beitrag! Vielen Dank für die vielen Facetten die ihr hier so aufmerksam behandelt - wirklich fantastische Arbeit. Und allen Betroffenen gute Besserung und viel Kraft.
  • @DDDD.
    Da bin ich echt froh, dass ich eher der Sparer bin und mir oft nur das kaufe, dass ich eben wirklich brauche. Dann gebe ich mein Geld lieber für gutes Essen und Freizeitaktivitäten aus, denn sowas hat für mich eher einen Mehrwert👍🏽
  • @leilaims1844
    Alleine dass Silvia den Konsum als eines ihrer drei Grundbedürfnisse betitelt, zeigt, wie tief diese Sucht leider in ihr und in vielen anderen Menschen drin steckt..
  • @Erdbeerlaune
    Ich bin Minimalist, kaufe wertig- aber wenig. Habe viel mehr Zeit als früher (kaum putzen und aufräumen) und mehr Geld zum Leben verschönern (Essen gehen, Urlaub, Kino, sparen...)
  • @beatrixk.6723
    In meiner Jugend habe ich aus Eitelkeit richtig viel Geld für Klamotten rausgehauen. Von dem Inhalt meines Kleiderschrankes her geschätzt hätte es zu einem guten Gebrauchtwagen gereicht. Ist schon verrückt, wenn man bedenkt, was man da an Geld für Klamotten ausgibt, die man nur 2 oder 3 mal trägt und dann wegwirft. Zum Glück hat sich das gewandelt. Heute lebe ich von wenig Geld sehr minimalistisch in einer kleinen Wohnung und kaufe nur was ich wirklich benötige und das ist sehr wenig. Ich kann aber gut nachvollziehen, wie sich bei manchen Menschen die Kaufsucht aufgrund von Frust und schwachen Selbstwertgefühlen entwickelt.
  • @felia7314
    „Ich gebe mir nicht die Schuld für meine Kaufsucht“ … das ist so unfassbar unreflektiert - natürlich ist man im Kern selbst für sein Handeln verantwortlich. Aber ist natürlich einfacher, die Schuld ausschließlich woanders zu suchen.
  • @sil9023
    Kaufsucht kann auch Lebensmittel beinhalten. Z.b. das zwanghafte Kaufen von gesunden Lebensmitteln oder Nahrungsergänzungsmitteln.
  • @andreariess8673
    Irgendwie hört es sich an, als wolle man eine innere Leere füllen, oder den Selbstwert anheben
  • @zensamui2409
    Das ist so vom System gewollt. Daher gibt's auch kaum Hilfe. Der verschuldete Mensch ist der perfekte Sklave.
  • @holundabaum9575
    Dann hat man noch die cleveren Youtuberinnen, die uns weismachen, was und welche Kleidung man dieses Jahr nicht mehr tragen sollte, wenn man IN und modisch chic sein will. Die Schuhe vom letzten Jahr?? Die gehen ja mal gar nicht mehr. Die Jeans in hellblau? Damit wirkt mal oldscool. Der Mantel von vor drei Jahren der macht alt. (Vor drei Jahren machte er noch jung) Solchen Kanälen sollte man sofort den Saft abdrehen.
  • @lolno8406
    Ich bin genau das Gegenteil...Für meinen Aktiensparplan gebe ich gerne Geld aus, weil es künftig eine Rendite bringt, bei allem Konsumgütern rechne ich den Preis teilweise in Arbeitszeit um und kaufe mir kaum etwas, obwohl Geld genug dafür da wäre oder Vergleiche ewig lange, warte bis es günstiger wird etc. Irgendwie geht das nicht mehr weg.